11. Oktober 2017 - ein außergewöhnlicher Zug - der Anti-Drogen-Zug "Revolution Train" macht Station in Dinkelsbühl
Im Rahmen einer Aufklärungsaktion zur Suchtbekämpfung kam der Sonderzug für einen Tag auch nach Dinkelsbühl. Der Zug besteht aus fünf umgebauten Waggons. Im Innern der Waggons sind Szenen dargestellt, die auf den Besucher unter Einbindung aller menschlichen Sinne (5D-Technologie) einwirken sollen. Die nachgestellten Szenen orientierten sich an wahren Begebenheiten, von einer Autofahrt unter Alkohol und Drogen, die mit dem schrecklichen Tod eines Unschuldigen endete, bis zum kläglichen Ende eines Drogensüchtigen in einer verwahrlosten Wohnung.
Weitere Informationen zu diesem Projekt: www.revolutiontrain.cz/de/
Foto copyright by Moritz Eberhardt - vielen Dank an Eisenbahnfreund Moritz Eberhardt
Bevor der Zug nach Westmittelfranken kam, war er in Thüringen unterwegs
Pawel Tuma, von der Stiftung "Neues Tschechien", betreut den Zug und ist einer der Initiatoren, die dieses außergewöhnliche Medium 2015 zum ersten Mal auf die Schiene stellten. Der Zug war zuerst 2016 im deutsch-tschechischen Grenzgebiet unterwegs und kam im Oktober 2017 nun nach Westmittelfranken u. a. nach Weißenburg, Gunzenhausen, Rothenburg und Ansbach. Allein in Dinkelsbühl wurde der Zug von etwa 500 Jugendlichen im Alter von 12 - 17 Jahren zusammen mit ihren Lehrern besucht.
Foto copyright by Moritz Eberhardt - vielen Dank an Eisenbahnfreund Moritz Eberhardt
Beamte der Kripo Ansbach waren als Ansprechpartner ebenfalls vor Ort.
Während der Aktion in den Landkreisen Ansbach, Weißenburg-Gunzenhausen und Neustadt/Aisch war die V 100 1365 der BayernBahn Nördlingen als Zuglok eingesetzt.
Die Realität ist oft sehr nah - das Dinkelsbühler Bahngelände noch vor wenigen Jahren
Nur einige Meter entfernt, wo nun der Anti-Drogen-Zug Station machte, war die Realität vor wenigen Jahren ganz nah. Wenn sonntags der Museums-Dampfzug im Plan stand, trafen sich meine Freunde und ich um das Umfeld des Bahnhofs zu säubern, damit die Dampfbahn-Fans eine heile Eisenbahnwelt erleben konnten. Nachdem das ehemalige Büro der Bahnmeisterei auch nicht mehr als "offizieller" Jugendtreff genutzt wurde, sah es dort fast so aus wie in der Darstellung nun im "Revolution Train". Immer wieder entdeckten wir in dem verfallenen Gebäude Jugendliche, die sich in dem Dreck dort aufhielten und sich anscheinend wohl fühlten.
Auch war das ehemalige Bahnhofsgebäude Treffpunkt der Szene. Kaum waren die eingeschlagenen Fenster mit Bretter vom zuständigen Hausmeister notdürftig verschlossen worden, war schon wieder in das Gebäude eingebrochen worden und ein ekelhafter Gestank vorhanden. Dann lagen auch mal diverse Spritzen in den Ecken herum.
Doch eine Begebenheit bleibt mir in besonderer Erinnerung. Fast die gleiche Szene, wie nun im Anti-Drogen-Zug dargestellt wurde, erlebte ich live vor wenigen Jahren am ehemaligen Dinkelsbühler Bahnhof.
Ich wollte mal nach dem Rechten sehen, da am früheren Gleis 5 bei der alten Gleiswaage seiner Zeit für einige Wochen Autotransport-Waggons abgestellt waren. Auf einem der Waggons entdeckte ich einen Mann mit Rucksack, allem Anschein nach hatte dieser hier schon einige Stunden verbracht. Als ich ihn aufforderte den Waggon zu verlassen, murmelte er nur unverständliche Worte. Eventuell hatte er mich auch nicht wahrgenommen oder er wusste nicht, wo er sich befand.
Ich ging wieder hinüber zum Parkplatz neben dem alten Bahnhofsgebäude. Dort hielt ein Auto - eine Frau am Steuer. Ein kleiner Junge stieg aus und lief über die Gleisanlagen zu den Autotransportwaggons, wo die Scherben von Schnapsflaschen und Müll lagen. Ich sprach die vornehm gekleidete Frau an und sagte zu ihr, das sie das Kind doch nicht da hinüber laufen lassen könne.
Die Antwort darauf hätte ich nicht erwartet und machte mich nachdenklich: "Der Junge soll seinen Papa nach Hause holen!" - kann so ein Vater ein Vorbild sein, wo bleibt die Verantwortung gegenüber seiner Familie?!
Nun im Anti-Drogen-Zug fast die gleiche Szene nachgestellt - die REALITÄT IST OFT SEHR NAH!
Vielen Dank an Pavel Tuma und sein Team. Sie haben vermutlich schon viele Jugendlichen mit der Aktion "Revolution Train" davor bewahrt einen Weg zu gehen, den man nicht gehen sollte.
Da in Feuchtwangen noch die V 60 mit einem Düngerzug vom Vortag stand, wurde die V 100 1365 vom "Revolution Train" abgekuppelt und fuhr als Lz nach Feuchtwangen um die V 60 mit den leeren Düngerwaggons über den Berg im Pfaffenholz auf der Fahrt in Richtung Nördlingen zu unterstützen.
Die 362 888-0 bei der Einfahrt in Dinkelsbühl im Einschnitt hinter der Brauerei Hauf. Die V 100 1365 war als Schublok aktiv.
Der "Revolution Train" führte einen Rungenwagen mit, auf dem ein Notstromaggregat für die Eigenversorgung des Zuges installiert war.
Die V 100 blieb mit Christoph Ferstl in Dinkelsbühl und brachte den Sonderzug noch in der Nacht über Dombühl nach Ansbach, während Max Gampfer mit der V 60 den Güterzug nach Nördlingen beförderte.
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