Bau und Eröffnung der Strecke
27. Juli 1874: Gesetz genehmigt Bau und Betrieb der Vizinalbahn Dombühl-Feuchtwangen |
1875: Beginn der Bauarbeiten |
15. April 1876: Aufnahme des planmäßigen Betriebes (Dombühl-Feuchtwangen) | |
2. Juli 1876: Aufnahme des planmäßigen Betriebes (Nördlingen-Dinkelsbühl) | |
1. Februar 1880: Gesetz genehmigt Bau und Betrieb der Strecke Dinkelsbühl-Feuchtwangen |
Mai 1880: Beginn der Bauarbeiten |
1. Juni 1881: Aufnahme des planmäßigen Betriebes (Dinkelsbühl-Feuchtwangen) |
2. Juni 1985: Stilllegung des planmäßigen Personenzugverkehrs |
Am 15. April 1876 war die Strecke von
Dombühl nach Feuchtwangen eröffnet worden. Ein Anlaß
dafür war der Deutsch-Französiche Krieg 1870/71
gewesen. Mangels fehlender Verkehrsmittel hatten sich die
Truppentransporte schwierig gestaltet. Deshalb erfolgte
nach dem Krieg der Bau der Ost-West-Eisenbahn
Nürnberg-Stuttgart. Der Wunsch der Stadt Feuchtwangen,
die Strecke über Feuchtwangen zu bauen, erfüllte sich
nicht. Die Linie wurde über Leutershausen-Wiedersbach,
Dombühl, Schnelldorf nach Crailsheim verwirklicht. Auch
die geplante Trassenführung über Schillingsfürst wurde
abgelehnt. Die Verbindung Ansbach-Dombühl wurde am 15.
Juni 1875, die Bahnlinie Dombühl-Crailsheim am 15. April
1876 fertiggestellt.
Gleichzeitig war der Bau der elf Kilometer langen Strecke
mit den Stationen Vehlberg und Dorfgütingen erfolgt. Die
Stadt Feuchtwangen hatte sie finanziert und die Bahnlinie
zum Betrieb an das Königreich Bayern übergeben. Am 2.
Juli 1876 war auch die Verbindung
Nördlingen-Dinkelsbühl fertig.
An der Regierungsbezirksgrenze zwischen
Mittelfranken und Schwaben liegt der Haltepunkt
Rühlingstetten. Ältere Leute können sich noch an den
Steinbruch neben der heutigen Bundesstraße 25 erinnern.
Dort war der Felsenkeller der Brauerei Schock.
Wenn der Lokführer in Fremdingen bei der Abfahrt ein Pfeifsignal gab, wurde das Bier für Lokpersonal und Fahrgäste eingeschenkt und zum unweit vom Felsenkeller gelegenen Haltepunkt gebracht.
Das Bier war frisch und jedenfalls schmeckte es wahrscheinlich besser als heutzutage vom "MITROPA"-Service aus der Dose.
August Gabler schreibt in der Ausgabe von "Alt-Dinkelsbühl" (Nr. 4/1977), dass die Haltestelle Rühlingstetten 1901 eröffnet wurde. An Hand des Lokomotivtyps auf dieser Ansichtskarte dürften die Bilder aus dieser Zeit stammen. Die Beschriftung des Bildes müsste also richtig heißen "um die Jahrhundertwende".
Die Bilder wurden freundlicherweise von Herrn Forstdirektor Heinz Dalhäuser aus seinem Familienarchiv zur Verfügung gestellt.
Am 1. Juni 1881 wurde schließlich die zwölf Kilometer lange Lücke zwischen Feuchtwangen und Dinkelsbühl über Schopfloch geschlossen. Seitdem existiert die Strecke Dombühl-Nördlingen.
Da keine anderen schnellen
Transportmittel zur Verfügung standen, war man auf diese
Bahnlinie angewiesen. 1876, im ersten Jahr des Bestehens,
wurden mit Ausgangs- bzw. Zielbahnhof Feuchtwangen oder
Dorfgütingen 20 000 Personen, 36 500 kg Gepäck, 427
Stück Großvieh und 330 Tonnen Frachtgut befördert. Die
Geschwindigkeiten waren niedrig. Man benötigte 1881
zweiunddreißig Minuten von Feuchtwangen nach Dombühl.
1985, im letzten Jahr mit Personenverkehr, dauerte
dieselbe Fahrt nur noch fünfzehn Minuten. Fahrgäste,
die von Feuchtwangen nach Nördlingen wollten,
verbrachten 1881 zwei Stunden im Zug, Während es 1985
nur 58 Minuten waren. Immerhin fuhr sogar schon 1881 ein
Nachtzug um 22 Uhr in Richtung München.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bahnlinie noch
sehr wichtig. Schüler, die Gymnasien in Dinkelsbühl
oder Ansbach oder die Mittelschule in Feuchtwangen
besuchten, und auch nahezu alle Berufspendler fuhren mit
dem Zug. Der Schienenbus, welcher um 7 Uhr in
Feuchtwangen abfuhr, erreichte Ansbach um 7.40 Uhr. In
Dombühl musste man nicht einmal umsteigen. Ein
Eiltriebwagen, genannt "Reichsstädtezug", der
die Strecke Rothenburg - Dombühl - Feuchtwangen -
Dinkelsbühl - Nördlingen - Donauwörth - Augsburg -
München befuhr, brauchte von Feuchtwangen nach München
drei Stunden und elf Minuten. Heute schafft es ein Bus
kaum schneller.
Durch die zunehmende Verlagerung des
Verkehrs auf die Straße verlor die Eisenbahn an
Bedeutung. Die Bahnverwaltung setzte auf den Fernverkehr;
Nebenstrecken wie die "unsere" wurden
vernachlässigt. Ein Beispiel: Obwohl der durchgehende
Zug nach Ansbach in Feuchtwangen bereits vollständig
besetzt war und in Dombühl nur noch Stehplätze
vorhanden waren, wurde er um das Jahr 1960 eingestellt.
Die statt dessen eingesetzten Busse der Firma Haberecker
über Weinberg nach Ansbach konnten die bequemen Züge
sicher nicht ersetzen, waren sie stets
"gerammelt" voll.
Als 1971 die Verbindung Dombühl-Rothenburg stillgelegt
und bald darauf die Schienen abgebaut wurden, verlor die
Strecke mehr und mehr an Beliebtheit. Auch machte sich
die Bahn selbst Konkurrenz, indem sie Züge strich und
dafür parallel fahrende Busse einführte.
So kam es, daß am 1. Juni 1985 um 12.19 Uhr der letzte
fahrplanmäßige Personenzug den Feuchtwanger Bahnhof in
Richtung Nördlingen verließ.
zurück zur Seite "Eine fast vergessene Eisenbahnstrecke - Dombühl/Dinkelsbühl/Nördlingen"1öffnen