Rothenburg o. T. - Steinach a. d. Ens
Das Streckenstück von Steinach nach Rothenburg wurde bereits am 1.11.1873 eröffnet. Dadurch erhielt Rothenburg einen Gleisanschluss an die bereits 1864 eröffnete Hauptstrecke von Ansbach nach Würzburg. Östlich der Ortschaft Steinach a. d. Ens wurde der Bahnhof errichtet. Dort entwickelte sich im Laufe der Zeit ein kleiner Ortsteil, den man Steinach-Bahnhof nennt. Bahntechnisch ist die neuere Bezeichnung "Steinach (b Rothenb)".
Entlang der etwa 11 km langen Strecke befinden sich bei km 2,7 die Awanst Gyproc, bei km 3,3 gab es bis 1975 den Hp Endsee. Weiter in Richtung Rothenburg gibt es noch die Haltestellen Hartershofen (früher Bahnhof) bei km 5,2 und bei km 7,2 die Haltestelle Schweinsdorf. Bei km 10,7 existierte die Awanst Rothenburg-Nord. Dort waren die Gleise zur Baywa Rothenburg angeschlossen.
Als die Strecke noch bis Dombühl für den Reisezugverkehr durchgängig existierte, gab es nordwestlich des heutigen AEG-Geländes den Haltepunkt Rothenburg-Wildbad.
Von Rothenburg weiter in Richtung Dombühl endet heute das Gleis mit der Awanst AEG
1997 erhielt die Strecke die Bezeichnung R 82 des Verkehrsverbundes Nürnberg VGN.
Dombühl - Rothenburg o. T. - Erinnerungen an eine Lokalbahn
Die im Volksmund als "Drei-Täler-Bahn" bezeichnete Strecke verlässt in Dombühl das Tal der Sulzach und durchquert bei Schillingsfürst das Tal der Wörnitz, nach Überwindung der Frankenhöhe führte die Strecke im oberen Taubertal entlang der Tauber nach Rothenburg o. d. T.
Am 30. Juni 1900 wurde der Bau der Strecke genehmigt | |
Oktober 1901: Beginn der Bauarbeiten | |
31. Juli 1905: Technische Abnahme | |
1. August 1905: Aufnahme des planmäßigen Betriebes | |
In den fünfziger Jahren Eilzugverbindung nach München "Reichsstädte-Zug" | |
26. September 1971: Stilllegung des Gesamtverkehrs (Rothenburg o. d. T. - Dombühl) |
Vom Bahnhof Dombühl aus verlief die Bahn entlang der Hauptstrecke nach Stuttgart um nach etwa einem Kilometer in westlicher Richtung abzuzweigen. Nach Überwindung eines kleinen Anstieges wurde bei Mittelstetten das Wörnitztal erreicht. Dort verläuft heute auf einem Teil der einstigen Trasse die Umgehungsstraße von Mittelstetten. Von der heutigen St2419 (ehem. B 25) kann man etwas versteckt den ehemaligen Bahnhof von Wörnitz erkennen. Auf alten Bildern, die während der 100-Jahr-Feier im früheren Bahnhof Bockenfeld zu sehen waren, sticht der Bahnhof Wörnitz wegen seiner besonderen Architektur hervor. Mit seinem Erkerturm wirkt er wie ein kleines Schlösschen. Der weitere Verlauf der Bahn ging dann in Richtung Norden, vorbei an Oberwörnitz direkt auf Schillingsfürst zu. Um den Bahnhof möglichst nahe am Ort zu haben, baute man den Schillingsfürster Bahnhof als Spitzkehre, was allerdings für die spätere Verkehrsentwicklung von Nachteil war. Schillingsfürst hatte sich bereits beim Bau der Hauptlinie von Stuttgart nach Nürnberg für eine Linienführung über Schillingsfürst beworben, damals entschied man sich aber zu Gunsten von Dombühl. Auf Schloss Schillingsfürst, Familiensitz des früheren Reichskanzlers Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1819-1901, Reichskanzler 1894-1900), zeigen heute die Falkner der Greifvogelwarte die Kunst der Beizjagd.
Nach dem Umsetzen der Lok im Schillingsfürster Bahnhof, unweit der Wörnitzquelle, führte dann die Bahnlinie parallel zum Dombühler Streckenteil wieder heraus um bei der Schmeermühle in westlicher Richtung abzuzweigen. Nach einem Einschnitt des Höhenzuges der Frankenhöhe auf 480 Höhenmetern wechselte die Strecke auf die Nordflanke der Frankenhöhe um in stetigem Gefälle das Taubertal bei Diebach auf 382 Höhenmetern zu erreichen. In seinem Buch "Ludwigskanal und Eisenbahn - Wege und Irrwege zwischen Main und Donau" beschreibt Manfred Bräunlein, dass hier eine Kanalverbindung zwischen Wörnitz und Tauber im 17. Jahrhundert geplant war. Heute verläuft auf der Bahntrasse ein Radweg, entlang von wildromantischen Schluchten und wer Glück hat kann auch mal einen Feuersalamender zu Gesicht bekommen. Auf halbem Weg wurde die Bundesstraße 25 *) gekreuzt, welche damals noch die Frankenhöhe in Serpentinen zwischen den Ortschaften Walkersdorf und Oberoestheim überwandt.
*)Nach dem Bau der parallel verlaufenden A7 wurde das Teilstück der Bundesstraße 25 von Uffenheim bis zur Anschlussstelle Feuchtwangen-Nord A6 herabgestuft und erhielt die Bezeichnung Staatstraße 2419
Nach der Stilllegung der Bahn nutzte man einen Teil der Streckenführung für den Ausbau der Bundes- bzw. Staatsstraße, dadurch verschwand auch die bei den Autofahrern im Winter gefürchtete "Oestheimer Steige". Weiter führte die Bahnstrecke nach Westen bis zum Bahnhof Oestheim-Gailnau, welcher der Firma Kibri als Modell für die N-Spur diente. In einem großen W-N-NNO-Bogen hatte man das Tal des Oestheimer Mühlbachs erreicht, nun zog sich die Strecke in Richtung Norden. Am Haltepunkt Unteroestheim, wo die alte B 25 nochmals überquert wurde, führte die Bahn auf der Westseite des Oestheimer Mühlbachs, und wenig später der Tauber an den Bahnhöfen Diebach-Insingen und Bockenfeld vorbei in Richtung Rothenburg. Bei Gebsattel machte der Streckenverlauf nochmals eine Änderung in Richtung Nordosten um dann wiederum in Richtung Nordwesten entlang des AEG-Werks zu schwenken, dadurch konnte man den Höhenunterschied ausgleichen um aus dem Taubertal heraus auf die Anhöhe zum Bahnhof Rothenburg zu gelangen.
Wer auf Spurensuche gehen will, dem sei eine Radtour auf der ehemaligen Bahntrasse empfohlen und zur Einkehr gibt es Möglichkeiten. Leider ist seit einiger Zeit die Brotzeitstube im ehemaligen Bahnhof Bockenfeld geschlossen, der aber in seiner Holzbauweise noch heute ein Schmuckstück ist. Dort gab es zum 100jährigen Jubiläum eine Ausstellung mit bisher noch nicht veröffentlichten Bilder und sonstigen Bahnutensilien. Aber auch an anderen Orten entlang der ehemaligen Strecke gibt´s Interessantes.
Spurensuche - von Dombühl bis Schillingsfürst
2003 stand ich auf der ehemaligen Bahntrasse westlich des Dombühler Bahnhofs.
Auf der Brücke über die Straße Dombühl-Dorfgütingen lag noch Schotter und im Hintergrund war die Hauptstrecke nach Crailsheim mit ihrer Fahrleitung noch nicht durch Gebüsch verdeckt.
Die Brücke über die Kreisstraße von Dombühl nach Dorfgütingen 2003. Mein Standort war hier der Bahndamm, der davon südlich verlaufenden Hauptstrecke Crailsheim-Nürnberg.
Ein Blick in die Fahrtrichtung Mittelstetten. Auf diesem Stück hatte man lange Zeit Güterwagen abgestellt, da das Gleis bis kurz vor dem Bahnübergang noch längere Zeit lag. Der Bahnübergang über die Straße von Mittelstetten nach Dombühl war vor Jahren bereits abgebaut worden.
1987 fotografierte ich die schier endlos lange Wagenreihe.
Wolfgang Hesse fotografierte bereits 1983 ebenfalls dort abgestellte Waggons.
Mai 2023: Wieder verschwindet ein Stück der Bahnstrecke nach Rothenburg - Abriss der Brücke über die Straße Dombühl - Dorfgütingen
Lange Zeit erinnerte noch die Brücke an der westlichen Einfahrt zum Bahnhof Dombühl an die Bahnverbindung nach Rothenburg.
Nachdem schon seit längerer Zeit südlich des Bahnhofs Dombühl ein Gewerbegebiet in Planung ist, benötigte man eine Zubringerstraße, die nicht durch die Wohnbebauung führen sollte. Diese Straße zweigt von der Straße Dombühl-Mittelstetten/Bundesstraße 25 unweit des früheren Bahnübergangs ab und führt in südlicher Richtung auf diese Brücke zu.
Am 10., 12. und 29. Mai 2023 war Manfred Rudinger vor Ort und dokumentierte mit Bildern den Abriss der ehemaligen Bahnbrücke. Vielen Dank an Manfred.
Südlich davon verläuft die Hauptstrecke Nürnberg-Stuttgart. Dort wurde die Brücke über die Straße nach Dorfgütingen schon vor einigen Jahren erneuert. Im Hintergrund Baugerät, welches beim Abriss der Nebenstreckenbrücke benötigt wurde.
Ein RE von GoAhead überquert auf der Hauptstrecke die südliche Brücke auf der Fahrt von Stuttgart nach Nürnberg.
Hinter dem großen Busch war die Einfahrt zum Bahnhof Dombühl. Rechts die Strecke nach Stuttgart.
Am 29. Mai 2023 erinnert nicht mehr viel an die Eisenbahnbrücke.
Blick in Richtung Norden und ....
...... in Richtung Süden. Im Hintergrund nach dem Bagger die Brücke der Hauptstrecke.
Wieder geht ein Stück Eisenbahngeschichte zu Ende. Lang ist es her, dass D-Züge über das Neckartal und über Heilbronn, Crailsheim nach Nürnberg fuhren. Für Rothenburg hatte man einen Kurswagen im Zug eingestellt, welcher in Dombühl ausgesetzt und dann über diese Brücke nach Rothenburg geschleppt wurde.
Von Nürnberg aus fuhren Eiltriebwagen über Ansbach, Dombühl nach Rothenburg.
Wie schon erwähnt, kam der "Reichsstädte-Express" Rothenburg-Dinkelsbühl-Nördlingen-München ebenfalls über dieses, eigentlich unscheinbare Bauwerk.
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