Die Nebenbahn Dombühl - Rothenburg o. T. 

von Schillingsfürst bis Bockenfeld

ergänzt mit Bildern von Wolfgang R. Hesse, Armin Schmolinske, Klaus Pellert 

Bhf Diebach-Insingen - gemalt von einer Schülerin anlässlich eines Wettbewerbs

Bhf Diebach-Insingen

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

Höhenangaben und Kilometer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bahnstrecke verließ den Bahnhof Dombühl in westlicher Richtung, um vor der ehemaligen Bundesstraße 25 nach Nordwesten und kurz nach dem Bhf. Wörnitz in nördlicher  Richtung Schillingsfürst (Kopfbahnhof) weiter zu führen.

Der Originalgleisplan von 1940 des ehemaligen Bahnhofs Schillingsfürst. Gegenüber des Empfangsgebäudes gab es in Höhe der letzten Weiche sogar ein eigenes Stellwerk, wie man aus der Karte entnehmen kann.

 

Gleisplan Schillingsfürst um 1940

 

Die untere Karte zeigt die Situation um 1971 mit Kilometrierung des Spitzkehrebahnhofs Schillingsfürst. Auf der linken Seite der Karte findet man den Bahnübergang der ehemaligen Bundesstraße 25, die damals hier serpentinenartig die Europäische Wasserscheide vom Main zur Donau überwandt. 

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Karte Schillingsfürst etwa 1971

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Empfangsgebäude Schillingsfürst - Schmuckstück einer Nebenbahn

Empfangsgebäude in Schillingsfürst

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem nachfolgenden Bild von 2013 ist der ehemalige Güterschuppen in Schillingsfürst zu sehen. Rechts im Bild, dort wo heute eine Straße verläuft, lagen die Gleise für den Kopfbahnhof Schillingsfürst. 

Güterhalle Schillingsfürst 2013

Auf einer alten Ansicht ist das komplette Areal des Bahnhofs Schillingsfürst zu sehen.

Bhf Schillingsfürst - alte Ansicht

Eine VT 95-Garnitur 1971 aus Rothenburg kommend an der Einfahrt nach Schillingsfürst. Das Signal zeigt Hp2. Es dürfte sich hier um den sogenannten "Reichsstädtezug" handeln. Ein Eilzug, welcher zwischen Rothenburg o. d.T. und München über Dinkelsbühl, Nördlingen und Donauwörth in den fünfziger Jahren verkehrte. Im Fahrplan 1962 (oder auch schon vorher) fuhr der Eilzug nur noch zwischen Rothenburg und Nördlingen. Für die Weiterfahrt nach München musste man in Nördlingen umsteigen. Bei dem Gleis links im Bild handelt es sich um den nach Süden abzweigenden Streckenabschnitt über Wörnitz nach Dombühl.

 

VT 95 aus Rothenburg Einfahrt in Schillingsfürst 1971

Die Zugbildung des Eilzuges bestand meist aus VT95+VB+VT95. Jeder VT war mit einem Triebfahrzeugführer besetzt (2 Triebfahrzeugführer im Zug!). Damit konnte in Schillingsfürst für die Weiterfahrt rasch Kopf gemacht werden. Die mit nur zweiteiligen VT 95 + VB als Nahverkehrszüge verkehrenden Schienenbusse mussten in Schillingsfürst ihren Beiwagen auf dem Nachbargleis umfahren und wieder ankuppeln, da es für die Baureihe 95 keinen Steuerwagen gab.

VT 95 aus Rothenburg Einfahrt in Schillingsfürst 1971

Interessant ist bei diesem Zug, dass der führende Motorwagen ein älterer Typ des VT95 mit aufgesetzter Stirnlampe und Oberlichtern ist. Der am Zugschluss laufende VT95 war schon eine neuere Ausführung. Einige VT95 waren mit einer Kleinsteuerung ausgestattet. Dadurch konnte von einem Motorwagen aus ein zweiter gesteuert werden. Allerdings beschränkte sich diese Fernsteuerung nur auf die wichtigsten Funktionen. Bei manchen VT95 verständigten sich die Triebfahrzeugführer über eine Klingelleitung.

VT 95 aus Rothenburg Einfahrt in Schillingsfürst 1971

 

Nachdem ein VT 95 seinen Beiwagen auf Gleis 1 in Schllingsfürst abgestellt hat, setzt er über Gleis 2 um, damit er für die Weiterfahrt seinen VB wieder ankuppeln kann.

VT 95 setzt in Schillingsfürst umSlg. Reingruber

 

Der Abbauzug am 10. März 1973 mit einer V 60 in Schillingsfürst. Zuvor war bereits das Teilstück von Schillingsfürst bis Gebsattel abgebaut worden, nun ging die Abbauaktion in Richtung Dombühl weiter.

 

Abbauzug in Schillingsfürst 1973

Slg. Reingruber

 

 

In Richtung Rothenburg überwandt die Strecke hier die Europäische Wasserscheide auf der Frankenhöhe. Entlang der Nordseite führte die Strecke hinunter ins Tal der Tauber, der nächste Bahnhof war Oestheim-Gailnau.

Bhf-Östheim-Gailnau

Auf dem Weg, auf dem 1983 der VW-Golf von Wolfgang Hesse steht, verliefen die Gleise des kleinen Bahnhofs. 

Detail Bhf Östeheim-Gailnau

 

 

Ein Modell des Bahnhofgebäudes stellte die Firma Kibri im Maßstab 1:87 her.

Modell Kibri Oestheim-Gailnau

 

 

1988 war ich wieder mal auf Spurensuche. Auf dem Feldweg im Vordergrund lag das Gleis welches aus Richtung Schillingsfürst über die Frankenhöhe herunterkam.

Oestheim-Gailnau 1988

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die nächste Haltestelle in Richtung Rothenburg war der Haltepunkt Unteroestheim. Damals führte die Bundesstraße 25 noch durch den Ort. Der Haltepunkt lag unmittelbar neben dem Bahnübergang der B 25 etwa 700 m vom westlichen Ortsrand entfernt. 2013 war hier nur noch das verfallene Bauwerk des Wartehäuschens zu finden.

Haltestelle Unteröstheim

 

Erich Hirsch erinnert sich an einige Begebenheiten und Anekdoten aus seiner Jugendzeit. Die Eltern von Erich hatten in Unteroestheim einen Bauernhof und so war die Eisenbahn im täglichen Leben damals selbstverständlich.

Nachfolgend ein Bericht - herzlichen Dank an Erich, meinem ehemaligen Kollegen,  für die nette Schilderung seiner Erlebnisse.

"Als Kind musste ich fast immer mit auf dem Feld helfen. Besonders “beliebt” war das “Ebirenklauben”. (=Kartoffeln lesen). Eine Uhr mit auf dem Feld (Ende 50 er, Anfang 60 er Jahre) war damals absoluter Luxus. Unsere Uhr war der spärliche Zugverkehr auf der Nebenstrecke Dombühl-Rothenburg. So fuhr um ca. 16.00 Uhr immer der Güterzug Richtung Rothenburg. An jeder Überfahrt musste er ja pfeifen.

Ein ungeschriebenes Gesetz war: Wenn der Güterzug vorbeifuhr (er war ja von den Oestheimer Feldern schon von Weitem sichtbar) wurde der letzte Kartoffelsack noch voll gemacht. Hörte ich den Zug pfeifen, habe ich mich riesig gefreut. Dann war ein Ende mit dem Kartoffelklauben für diesen Tag.

Es kam dann nur noch das Aufladen der Säcke. Da durfte ich als kleiner Bub immer vorwärts fahren. Das tat ich mit großer Freude. Das anschließende Vesper zu Hause hat immer gut geschmeckt, wenn auch das Fleisch viel fetter war als heutzutage.

Unsere Bahnstation in Unteroestheim war wahrscheinlich die kleinste auf der ganzen Strecke. Das hatte zur Folge, dass nicht alle Züge dort hielten. Es gab ja unter anderem auch einen “Eilzug” und den Güterzug. Dieser hatte immer noch einen Personenwaggon angehängt. Diese beiden Züge hielten normaler Weise nicht in Unteroestheim, aber in den benachbarten Bahnhöfen “Oestheim-Gailnau” und ”Diebach” sehr wohl. Also fragte ich, wenn ich einen dieser Züge benutzen musste, beim Einsteigen den Schaffner untertänigst, ob er mich in Unteroestheim aussteigen lassen würde. Je nachdem welcher Schaffner es war und wie er aufgelegt war, hielt der Zug dann in Unteroestheim. Es war die Zeit als ich auf die Mittelschule in Rothenburg ging. Musste ich wegen eines schlecht gelaunten Schaffners schon in Diebach aussteigen, hatte ich noch einen Füßweg von 2,5 km zu absolvieren. Der führte mich an der Heckenmühle vorbei. Da hatte ich immer Angst. Denn die Heckenmüller hatten immer einen großen Hofhund, der manchmal nicht angehängt war. Jedenfalls sah ich viel Natur. Denn ich lief ein Stück die Tauber entlang und dann anschließend den “Bodenlosenloch Graben” weiter folgend. Da sah ich dann mal einen Eisvogel oder eine Wasseramsel. Das war für meine Liebe zur Natur bestimmt sehr förderlich. Ich wurde ja dann auch Förster."

Auf dem folgenden Bild ist im Hintergrund die Kreuzung mit der ehemaligen Bundesstraße 25 zu erkennen

Haltestelle Unteröstheim 2013

 

Die Landkarte von 1970 verdeutlicht, dass man von den Oestheimer Feldern aus die Züge von weitem schon hören und sehen konnte, wie dies Erich Hirsch in seinem Bericht schildert

Karte Unteroestheim um 1970

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Etwa 500 Meter vor dem Bahnhof Diebach-Insingen wird die von Südwesten kommende noch junge Tauber überquert. Heute verläuft über die ehemalige Bahnbrücke der Radweg.

 

Tauberbrücke bei Diebach

 

 

Tauberbrücke bei Diebach

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Karte aus dem BayernAtlas Zeitreise von 1957

Diebach Karte 1957

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die Aufnahme von Robert Zintl von 1970 zeigt das Einfahrsignal für den Bahnhof Diebach-Insingen kurz vor der Heckenmühle. Im Hintergrund links vom Gleis ist noch das Bahnhofsgebäude zu erkennen.

Diebach Einfahrsignal 1970

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn man heute von der Tauberbrücke weiter auf dem Radweg in Richtung Diebach fährt, kann man noch rechts den Standort des Signals finden.

Diebach Signalstandort 2019

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Parallel zur Tauber führte die Bahnstrecke weiter zum Bahnhof Diebach-Insingen. Als Wolfgang Hesse 1983 diese Aufnahme machte, stand das Bahnhofsgebäude zusammen mit der "Restauration zur Eisenbahn" alleine in der Flur. Die Gleise waren schon verschwunden. Heute ist das Empfangsgebäude kaum mehr zu finden, da es unmittelbar von neuen Häusern umgeben ist.

 

EG Diebach

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bahnhofsgaststätte Diebach

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Detail der Bahnhofsgaststätte Diebach

Bahnhofsgaststätte Diebach

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch Klaus Pellert fotografierte das Empfangsgebäude des Bahnhofs Diebach-Insingen um 1977. Rechts im Bild erkennt man das "Empfangsgebäude" für den Busverkehr.

 

EG Diebach um 1977

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als die Strecke noch in Betrieb war zeigt ein Foto den Übergabegüterzug beim Verlassen des Bahnhofs Diebach-Insingen in Richtung Rothenburg. Auf dem Acker im Vordergrund befindet sich heute ein Kinderspielplatz.

 

Güterzug bei Diebach

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Slg. Reingruber

 

 

Ein paar hundert Meter weiter verlief die Strecke in einem Einschnitt. Das Bild entstand während der Bauarbeiten 1905 in der Nähe des Kalkwerkes.

 

Bauarbeiten beim Kalkwerk

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Slg. Reingruber

 

Weiter in Richtung Norden kommt man am ehemaligen Kalkwerk vorbei, welches sogar einen eigenen Gleisanschluss besaß. Dort erhält man auf einer Hinweistafel nähere Informationen. 

 

Infotafel Kalkwerk 2019

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei km 19,4 die ehemalige Brücke über die Bahn. Der Einschnitt in dem die Bahnstrecke hier verlief, hat man ein Stück aufgefüllt, so dass nur noch die Brücke zu sehen ist.

Brücke bei km 19,4 im Jahr 2019

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiter in Richtung Bockenfeld benutzt der Radweg nicht immer die Bahntrasse. Bei km 18,9 verläuft der Radweg auf der Westseite der ehemaligen Bahntrasse. Durch den Durchlass gelangt man auf die Ostseite, wo sich die "Heubrücke" befindet. Eine Infotafel weist auf die alte Handelsstraße hin, welche hier im Mittelalter die Tauber überquerte.

Brücke bei km 18,9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor Bockenfeld verläuft der Radweg wieder auf der alten Bahntrasse und benutzt dazu die alte Bahnbrücke über den Lohrbach

Brücke bei km 18,3 über den Lohrbach

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ziemlich genau in Richtung Norden folgte die Bahnstrecke entlang der Tauber zum Bahnhof Bockenfeld, welcher in Holzbauweise erstellt wurde. Ein kleiner Kreis von Eisenbahnfreunden pflegt diesen ehemaligen Bahnhof. Dort sind auch historische Aufnahmen der Eisenbahn zu sehen. Die Aufnahme entstand 2013. Leider ist seit einiger Zeit das ehemalige Bahnhofsgebäude nicht mehr öffentlich zugänglich.

EG Bockenfeld 2013

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

EG Bockenfeld 2013

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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