Letzte Abfahrt in Dinkelsbühl

Das Ende des fahrplanmäßigen Personenzugverkehrs 1985:

Im Winter 1984/85 zwischen Weihnachten und Drei-König, während der Schulferien kam es des Öfteren vor, dass der Akku-Triebwagen um 3/4 7 Uhr aus Dinkelsbühl kommend in den Bahnhof Schopfloch einrollte, der inzwischen zum Haltepunkt herabgestuft wurde, ohne dass die Innenbeleuchtung des Zuges eingeschaltet war. Im Zug befanden sich lediglich der Schaffner und der Triebwagenführer. Ab Schopfloch fuhren dann ein oder zwei Reisende mit. Zeitweise kam es vor, dass selbst auf der gesamten Strecke von Feuchtwangen bis Dombühl nur zwei Reisende den Zug benutzten.

Für die Weiterfahrt bis Ansbach musste man in Dombühl zehn Minuten auf den Eilzug aus Crailsheim warten. Auf der Straße fuhr zur selben Zeit der Bus von Dinkelsbühl über Feuchtwangen nach Ansbach. Da die Streckenkilometer über Dombühl durch die weitere Entfernung in die nächsthöhere Preisklasse fielen, zahlte man für die Fahrt mit dem Bus weniger. Weiterhin sparte man sich mit dem Bus größere Fußmärsche, da die Bushaltestellen in den Ortskernen lagen im Gegensatz zu den Bahnhöfen.

Im Vergleich war der Bus aber nicht schneller; der Bus fuhr um 6.37 Uhr in Dinkelsbühl ab, der Zug um 6.35 Uhr, beide kamen in Ansbach fast zur gleichen Zeit gegen halb acht Uhr an. Hätte man in Dombühl nicht zehn Minuten auf den Eilzug aus Crailsheim warten müssen, wäre man mit dem Zug sogar schneller in Ansbach angekommen.

Zeitweise war der Fahrplan sehr kurios gestaltet. Wollte man z. B. gegen 16.40 Uhr von Ansbach mit dem Zug nach Dinkelsbühl fahren, so war der Anschlusszug in Dombühl bereits abgefahren. Laut Fahrplan hatte er fünf Minuten vor der Ankunft des Eilzuges aus Ansbach seine Abfahrt, da er in Nördlingen einen Anschlusszug nach München erreichen musste. So musste man also in Dombühl über eine Stunde warten, bis man seine Fahrt mit dem Bus nach Dinkelsbühl fortsetzen konnte, ein Zug fuhr ja abends um diese Zeit nicht mehr. Diese Kuriosität wurde jedoch geändert. Wenn man nun mit dem Eilzug aus Ansbach in Dombühl ankam, rollte fast zur gleichen Zeit der Akku-Triebwagen aus Dinkelsbühl in Dombühl ein. Tagsüber war dort bereits ein Triebwagen abgestellt worden. Nach kurzem Rangieren fuhren dann die beiden Triebwagen der Baureihe 515 vereint in Richtung Dinkelsbühl, meistens war der hintere Triebwagen nicht von Reisenden besetzt und die Innen- beleuchtung und die Heizung waren ausgeschaltet. Aber man konnte doch von Dombühl mit dreißig bis vierzig Reisenden rechnen. Auch die Paketverladung war recht ansehnlich. Am Bahnsteig stand oft ein vollbeladener Gepäckkarren bereit. Man beförderte alles mögliche, sogar Kartons mit ein paar hundert weißen Mäusen, vermutlich für Versuchlabors waren dabei, welche im Triebwagen natürlich ein sehr intensiven Geruch verbreiteten.

Wenn die beiden 515er-Triebwagen in Dinkelsbühl ankamen, war bereits der Gegenzug aus Nördlingen auf Gleis 2. Man hängte nun die beiden Züge zusammen. So ging also die Fahrt in Viererkombination nach Nördlingen, wo die Akkus der Triebwagen an der Ladeanlage in der BW-Außenstelle wieder aufgeladen wurden. In einem strengen Winter anfangs der achtziger Jahre war einmal das Einfahrtsignal in Dombühl eingefroren. Nach Ausfüllen des schriftlichen Fahrbefehls fuhr der Triebwagenführer langsam am Signal vorbei, nun blockierten jedoch die Bremsen und es dauerte einige Zeit bis wir unsere Fahrt fortsetzen konnten.

 

 

 

Abschiedsfahrt von Crailsheim nach Wilburgstetten

Abschiedssonderzug in Dinkelsbühl

Abschiedssonderzug beim Halt in Dinkelsbühl


Am 18. Mai 1985 startete die Diesellok 215 005-0 mit einem Sonderzug mit Wagen der EFZ (Eisenbahnfreunde Zollernbahn) in Crailsheim zu einer Abschiedsfahrt nach Wilburgstetten. Zugleich waren verschiedene Veranstaltungen in Crailsheim anlässlich der Aufnahme des durchgehenden elektrischen Zugbetriebs zwischen Stuttgart und Nürnberg über Ellwangen/Goldshöfe und Aalen. Nach Ende des Dampfbetriebes kamen auf dieser Strecke vor allem die V 200 zum Einsatz. Nach dem Ende der V 200-Äera waren die Züge in Doppeltraktion mit 218er bepannt, um die Fahrzeiten für Schnellzüge einhalten zu können. Dieselloks fuhren auch noch lange nach der Elektrifizierung bis Nürnberg, wenn diese über die Murrtalbahn oder über die Heilbronner Strecke kamen. Zu erwähnen sei hier der D-Zug "Barbarossa" und der Eilzug Nürnberg-Heilbronn-Saarbrücken. An diesem Abschiedstag konnte man auch den ET 65 aus Stuttgart in Crailsheim sehen.

Unser Sonderzug hielt unterwegs in Dombühl, Feuchtwangen, Schopfloch und Dinkelsbühl, bevor in Wilburgstetten die Rückreise angetreten wurde. In Schopfloch stand damals noch der Güterschuppen, aber überall wucherte schon das Grün auf den Bahnanlagen und das Ausweichgleis war bereits entfernt. In Dinkelsbühl war der Bahnhof mit Fahnen geschmückt. Anlass war aber nicht die Einstellung des Personenzugverkehrs, sondern das 150jährige Jubiläum der ersten Eisenbahnfahrt in Deutschland.

Während die Strecke von Dombühl nach Rothenburg bereits 1971 stillgelegt wurde, war nun auch die Strecke nach Nördlingen an der Reihe. Die letzte planmäßige Zugfahrt von Dombühl nach Nördlingen wurde am 1. Juni 1985 mit einem Akkutriebwagen der Baureihe 815 durchgeführt. Dieser verließ den Bahnhof Dinkelsbühl um 13.20 Uhr auf Nimmerwiedersehn.

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