"Als man an den Bahnhöfen noch Fahrkarten kaufen konnte"
Eine Weltreise war es bestimmt nicht, wenn man von Dinkelsbühl nach Knittelsbach oder nach Lehengütingen fuhr. Damals war man aber noch auf die Eisenbahn angewiesen und musste oft wie zum Beispiel in Lehengütingen einen längeren Fußmarsch in Kauf nehmen, um zum Haltepunkt der Bahn im Wörnitztal zu gelangen. Um der Witterung nicht ungeschützt ausgesetzt zu sein, stand dort eine Bretterbude südlich der heutigen Straße nach Waldhäuslein. Ähnlich sah auch der Haltepunkt Knittelsbach aus, welcher zwischen dem Ort Knittelsbach und der Walkmühle in Richtung Wilburgstetten lag.
In Schopfloch gab es damals noch einen richtigen Bahnhof. Der Mann mit der roten Mütze war der Bahnhofsvorstand Edenharter, bei dem so mancher Reisende aus Schopfloch seine Fahrkarte kaufte. Die Fahrkarten wurden an der Bahnsteigsperre kontrolliert.
Ein Donnerwetter gabs, wenn wieder mal ein Schüler der Mittelschule Feuchtwangen "schwarz" im Zug war, um sich dann beim Anhalten des Zuges in Schopfloch rasch aus dem Staub machte, um dem Mann mit der roten Mütze zu entkommen.
Der Reiseverkehr nach Baden-Württemberg ging meistens über Dombühl-Crailsheim, obwohl dies über Nördlingen-Goldshöfe-Aalen auch möglich gewesen wäre. Die Anschlüsse über Nördlingen waren jedoch mehr in Richtung Süden nach Augsburg und München ausgerichtet. Damals kam niemand auf die Idee, wenn er nach München musste, dass er erst nach Ansbach fährt. Heutzutage bleibt ihm kaum eine andere Möglichkeit - ob dies ein Fortschritt ist, bei einer Fahrzeit von vierzig Minuten mit dem Bus von Dinkelsbühl nach Ansbach.
Als es noch die Verbindung von Dombühl über Rothenburg nach Steinach a. d. Ens gab, benutzte man diese Verbindung, wenn man in Richtung Würzburg oder weiter nach Schweinfurt reiste. Nach der Stilllegung der Strecke Dombühl-Rothenburg musste man den Umweg über Ansbach in Kauf nehmen.
An den Bahnhöfen, wie z. B. in Dinkelsbühl hatte man für die häufigsten Reiseziele einen Stempelautomat, welcher die Fahrkarten auf braunen Karton druckte. Für Fahrtziele, welche weniger häufig waren, musste der Schalterbeamte die Fahrkarten per Hand ausfüllen.
Falls man nur zum "Aufwiedersehensagen" bis zum Zug hin wollte, gabs da noch die Bahnsteigkarte, aber oft hatte der Kontrolleur an der Bahnsteigsperre ein Einsehen und man durfte auf den Bahnsteig auch ohne.
Zwei Fahrkarten aus vergangenen Zeiten - freundlicherweise von Norbert Löffler aus Feuchtwangen zur Verfügung gestellt - erinnern auch daran, dass so mancher Soldat keine "Rückfahrkarte" hatte.
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