Der Streckengeher Eugen Friedrich

- Erinnerung an einen Beruf, den es heute nicht mehr gibt

Der Streckengeher Eugen Friedrich wohnte mit seiner Familie im Schrankenwärterhaus am Bahnübergang an der B 25 - Feuchtwanger Straße in Dinkelsbühl. Seine Aufgabe war es, die Strecke von Dinkelsbühl bis Dombühl zu kontrollieren. Aus dem Familienarchiv des Dinkelsbühler Elektromeister Theo Fuchs, dessen Großvater der Streckengeher Eugen Friedrich war, stammen diese Bilder. Er erinnert sich auch noch sehr genau daran, wie er seiner Großmutter, der Bahnwärterin Ottilie Friedrich half, wenn diese die Gaslampen für die Signalbeleuchtung am Einfahrtssignal aus Richtung Feuchtwangen mit der Seilkurbel hochziehen musste.

Bahnwärterfamilie Friedrich um 1930

Auf der Strecke zwischen Dorfgütingen und Dombühl dürfte das nachfolgende Bild um 1930 entstanden sein, welches den Streckenwärter Eugen Friedrich bei einem Kontrollgang in Richtung Dombühl zeigt.

Streckenwärter Eugen Friedrich um 1930 zwischen Feuchtwangen und Dombühl

Die Bilder dürften in der Zeit um 1930 entstanden sein.

 

Artur Fürst beschreibt in seinem 1918 erschienenen Buch "Die Welt auf Schienen" die Aufgaben des Streckenläufers folgendermaßen:

"Die vorgeschriebenen Begehungen der Strecken von Hauptbahnen werden größtenteils von besonderen Streckenläufern vorgenommen. Man sieht sie vom Wagenfenster aus häufig in den Geleisen schreiten, die Notfahne umgehängt, den Schraubenschlüssel in der Hand. Sie gehen auf zweigeleisigen Strecken stets der Zugrichtung entgegen.

Aufgabe der Streckenläufer ist es, dreimal täglich jedes Hauptbahngleis abzugehen und alle eingetretenen Fehler abzustellen. Sie haben ihr Augenmerk auf Veränderungen im Gleis, schlechte Lage von Schwellen, Schienenbrüche, Beschädigung der Bettung durch Frost oder Niederschlagswasser, auf lockere Schrauben, herausgezogene Schienennägel, auf den Zustand der Böschungen, Brücken und Durchgänge sowie der Drahtleitungen auf der freien Strecke zu richten. Funde von Wert sind abzugeben, über besondere Vorkommnisse ist ein Bericht zu erstatten. Der Streckenwärter sammelt zugleich fortgeworfenes Papier und ähnliche Reste von der Strecke, jätet das Unkraut ab, so daß der Bahnkörper immer sauber aussieht. Ferner haben die Streckenläufer die Züge bei ihrer Vorüberfahrt daraufhin zu beobachten, ob die Fahrzeuge ruhig laufen, oder ob auffallende Bewegungen eine Unordnung im Gleis ankündigen. Sie haben aufzupassen, ob eine Tür im Zug offen steht, was im nächsten Bahnhof zur Einleitung von Nachforschungen über die Ursache zu melden ist, sie sollen darauf achten, ob die Ladung auf einem Güterwagen sich etwa verschoben hat, so daß hierdurch eine Gefahr für begegnende Züge entstehen könnte. Ferner ist Achtung darauf zu geben, ob der vorüberfahrende Zug das Schlußsignal hat, oder ob eine Scheibe an der Lokomotive einen Sonderzug ankündigt. In Notfällen müssen die Streckenläufer den Zug durch Winken mit der roten Fahne aufhalten. Ist die Bahnbewachung während der Sommermonate verhältnismäßig leicht auszuüben, so erfordert sie im Winter, wenn Schnee und Eis die Schwellen und Schienenbefestigungen überdecken, ganz besondere Aufmerksamkeit. Die Bahnwärter müssen die Spurrinnen ständig von neuem auskehren, der Streckenläufer hat jede Schienenauflagestelle freizukehren, damit er ihren Zustand beobachten kann."

Archiv Theodor Fuchs / Sammlung Fritz Gögelein, beiden vielen Dank, dass diese Seite erstellt werden konnte.

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