Rückbau ("Rationalisierung des Bahnbetriebes") der Bahnanlagen
Bereits anfangs der achtziger Jahre wurden die Bahnbetriebsanlagen, wie z.B. der Lokschuppen, das Wasserhaus und die Werkstätten der Bahnmeisterei auf dem Dinkelsbühler Bahngelände entfernt. Dies war nur der Anfang. Die "Rationalisierung" ging Schritt für Schritt weiter. Nachfolgend einige Begebenheiten vom weiteren Verfall des Bahnhofs, der für viele Dinkelsbühler einst das Tor in die weite Welt bedeutete.
Wer zu diesem Thema einen Beitrag - sei es in Bild oder Schrift - bringen möchte, den bitte ich, sich mit mir in Verbindung zu setzen; ich wäre für die Ergänzung meiner Ausführungen sehr dankbar.
Bericht der FLZ vom 5. Dez. 1987:
In dieser Woche rückte ein Gleisbauzug im Dinkelsbühler Bahnhof an
Weichen und Gleis 3 demontiert
Von vier Weichen wurden nur zwei wieder ersetzt - Rationalisierung
Dinkelsbühl. So viel Betriebsamkeit hat der Dinkelsbühler Bahnhof schon lange nicht
mehr erlebt, aber der Aufwand an Arbeitsmaschinen und Bundesbahnbeschäftigten ist eher zum Nachteil des von einer "schleichenden Demontage" betroffenen Bahnhofgeländes. Im Zuge einer Weichenauswechslung wurde gleichzeitig das Gleis 3 herausgerlssen.
Während Bedienstete am Dinkelsbühler Bahnhof dadurch Nachteile bei der Güterverkehrsabwicklung befürchten, versicherte Pressesprecher Manfred Adler von der Bundesbahndirektion München, dass dies keine Auswirkungen auf Sonderzüge oder Güterverkehr haben wird.
Seit Beginn der Woche ist der Gleisbauzug der Bundesbahn im Dinkelsbühler Bahnhof
aktiv. Insgesamt wurden vier Weichen ausgebaut und das Gleis 3 demontiert und zerlegt. Die Gleisdemontage hat in Dinkelsbühl schon eine traurige Tradition: Bei einem früheren Umbau wurde bereits das Gleis 4 zu den ehemaligen Lokschuppen entfernt, kurz nach der Einstellung des Personenzugverkehrs fiel auch das Ladegleis 2 einem Umbau zum Opfer.
Als Grund für den jetzigen Umbau nannte Pressesprecher Adler die anstehende Auswechslung von vier Weichen, die seit den 50er Jahren Dienst tun. Aus Sicherheitsgründen werden Weichen in regelmäßigen Abständen ausgetauscht, auf Hochgeschwindigkeitsstrecken in Abständen von rund 20 Jahren, bei geringer Beanspruchung entsprechend später.
In Dinkelsbühl werden aus Kostengründen von vier herausgerissenen Weichen nur zwei wieder ersetzt, zwei entfallen durch die Demontage des Gleises 3 "Das wurde entsprechend durchgerechnet", betonte der Pressesprecher, denn eine Weiche koste "ein paar 100 000 Mark".
Durch das Fehlen des Gleises 3, so erfuhr die FLZ beim Dinkelsbühler Bahnhof, kann der Güterverkehr nicht mehr so flüssig abgefertigt werden, was sich letztlich auf die Kundenbedienung auswirken könnte. Beim Zerlegen des Güterzuges in verschiedenen Gruppen muss künftig mehr rangiert werden. Zum Wiegen muss mit den Waggons zweimal durch den Bahnhof gefahren werden. Wenn dann auf Gleis 2 ein Sonderzug abgestellt wird, wird der Betriebsablauf zusätzlich erschwert.
Pressesprecher Manfred Adler gestand ein, dass die Rangierarbeit komplizierter werden könnte. Er versicherte aber, dass es weder auf Sonderzüge an sich, noch auf den Güterverkehr oder die Expressgutbedienung Auswirkungen geben werde. Es handle sich bei der Umbaumaßnahme um eine reine Rationalisierung.
Trotzdem: Der Dinkelsbühler Bahnhof hat wieder ein Gleis weniger, wann ist das nächste an der Reihe?
Umbau des Bahnüberganges in der Luitpoldstraße im Juli 1994
Bereits am 25. Februar 1989 erschien in der Fränkischen Landeszeitung ein Artikel, dass der Bahnübergang in der Luitpoldstraße umgebaut werden soll. Zu diesem Zeitpunkt waren noch zwei Mann am Dinkelsbühler Bahnhof beschäftigt, die für das Expressgut, Auskünfte und für den Fahrkartenverkauf zuständig waren. Ferner waren sie für den Schrankenwärterdienst und die Fahrdienstleitung zuständig, da im Bahnhof Dinkelsbühl noch der werktägliche Güterzug nach Wilburgstetten verhältnismäßig viel rangierte und etliche Waggons mit Holz und Sägespänen in Dinkelsbühl abgestellt wurden. Für den Rangierbetrieb kamen damals die Rangierer aus Ansbach mit dem Güterzug mit. Man überlegte damals bereits die Weiche für das Ladegleis zum Güterschuppen von der Südseite der B 25 auf die Nordseite zu verlegen, was aber wieder verworfen wurde, da der Rangierbetrieb trotzdem den Straßenverkehr auf der B 25 beeinträchtigt hätte. Kurioserweise ist die Weiche erhalten geblieben, das Ladegleis und der Güterschuppen wurden aber dann beim Bau des Einkaufsmarktes auf dem Bahnhofgeländes beseitigt.
Ausschreibung im Bayerischen Staatsanzeiger
Schließlich wurde, wie die nachfolgenden Bilder zeigen, der Bahnübergang im Juli 1994 umgebaut.
Ein Zweiwegebagger war zum Ausbau der Gleise über den Bahnübergang mit eingesetzt.
Der ehemalige Trans-Europ-Express musste während seines Aufenthaltes in Dinkelsbühl mit ansehen, wie ein Stück Eisenbahngeschichte zu Ende ging.
Da ein Rangierbetrieb mit der 290er aus Ansbach anscheinend nicht möglich war, setzte man dazu eine Köf aus Nördlingen ein.
Die herausgerissenen Gleise warten auf ihre Verschrottung - im Hintergrund ein SKL der Arbeiterrotte
Die Bauarbeiten von der Laderampe aus betrachtet. Dort wo das rot-weiße Flatterband sich befindet, ist die Zufahrt für Straßenfahrzeuge zu den Ladegleisen. Zur Sicherung stand auch ein Andreaskreuz am Zufahrtsweg.
Nach dem Umbau musste die Lok auf die Kontaktschleife kurz vor dem Bahnübergang fahren oder der Rangierer mit einem Schlüssel an der HET (Hilfs-Einschalt-Taster) beim Überwachungssignal die Halbschranken schließen. Dies bedeutete, dass jeder Zug vor dem Bahnübergang erst einmal anhalten musste.
Als nächste Maßnahme zur Rationalisierung war Mitte der neunziger Jahre der Abbau der Verbindungsweiche neben der Laderampe von Gleis 1 zum Gleis vor der Güterhalle. Auch das Tanklager der Firma Graser wurde bald danach entfernt.
Mit dem Bau des Einkaufsmarktes im Jahr 2000 auf dem Gelände der Ladegleise wurde das nächste Kapitel zur Reduzierung der Bahnanlagen eingeläutet. Es wurden dazu der Güterschuppen abgerissen und auch sämtliche Ladegleise entfernt. Von diesem Zeitpunkt ab war daher das Verladen von Gütern am Dinkelsbühler Bahnhof nicht mehr möglich. (Siehe auch: Der Bahnhof Dinkelsbühl - die 3. Seite).
Nachdem diese Rationalisierungsmaßnahmen auf unsere Bahnstrecke sicherlich noch nicht die letzten waren, werde ich diese Seite bald ergänzen können, obwohl es fast nichts mehr zum Rationalisieren gibt.
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