Ein Ausflug zur "Sauschwänzlebahn" -
"I` hät gsieh, dess Zügli hät ä Schwänzli"
Am 15. August 2009 machte ich einen Ausflug zur Wutachtalbahn, der sogenannten "Sauschwänzlebahn". Wegen des gekringelten Streckenverlaufs erhielt Sie im Volksmund diesen Namen. Die Strecke wurde fast ausschließlich aus militärischen Zwecken für Truppentransporte nach Frankreich unter Umgehung der neutralen Schweiz 1887-1890 erbaut, ein zweigleisiger Ausbau war vorgesehen, dies kann man noch an mehreren Standorten, wie Brückenpfeilern, Dammschüttung und Breite der Tunnels erkennen. Noch vor einigen Jahren wurde die Bahnstrecke von der NATO instandgehalten. Am 1. Mai 1976 wurde die Strecke von der DB stillgelegt. Als Museumsbahn wurde sie 1977 von der Stadt Blumberg in Zusammenarbeit mit der EUROVAPOR als einzigartiges Kulturdenkmal der Bahnbaukunst in Betrieb genommen.
Von Crailsheim über Stuttgart ging meine Reise mit der DB nach Rottweil.
In Rottweil stand der Triebwagen der Hohenzollerschen Landsbahn (HzL) zur Weiterfahrt nach Zollhaus-Blumberg bereit, dem höchstgelegenen Bahnhof der Wutachtalbahn.
Einfahrt in Tuttlingen
Um 11.32 Uhr in Zollhaus-Blumberg angekommen, hatte ich noch zweieinhalb Stunden Zeit bis zur Abfahrt des Dampfzuges um 14.05 Uhr.
Das sehr schön und interessant eingerichtete Museum im Güterschuppen und am Bahnhof Zollhaus-Blumberg ist einzigartig.
Das Büro des Bahnhofvorstandes
Das alte Reiterstellwerk stand früher in Konstanz.
Nachdem die 50 2988 mit ihrem 9-Wagenzug von Fützen herauf eingefahren war, kam noch aus der Gegenrichtung von Immendingen bergwärts der Radfahrerwanderzug der HzL mit einem umgebauten Gepäckwagen zwischen den beiden Triebwagen. Dieser Zug verkehrt im Oberen Donautal, welches sich für Radwanderungen geradezu anbietet. Der Andrang bei der Fahrradverladung in den Zug ist auch dementsprechend.
Normalerweise sind im Dampfzug nach Weizen die Sitzplätze reserviert, mein Platz war im letzten Waggon. Ich fand aber einen idealen Stehplatz zum Fotografieren auf der Plattform am Zugschluss. Die 50er hatte inzwischen umgesetzt und stand nun mit Tender voraus abfahrbereit vor unserem Zug.
Eine lustige Ausflugsgesellschaft aus der angrenzenden Schweiz fand sich ebenfalls auf der Plattform am letzten Wagen ein. Eine ältere Dame, welche mit dem Begriff "Sauschwänzlebahn" noch nichts anfangen konnte, betrachtete nachdenklich die zwischen den Puffern hängende Schraubenkupplung am letzten Wagen und meinte dann: "Oh, i` hät gsieh, des Zügli hät ä Schwänzli". Erst im Laufe der Fahrt wurde ihr bewusst, dass der Begriff "Sauschwänzlebahn" eigentlich eine andere Bedeutung hat.
Abfahrt in Zollhaus-Blumberg 14.05 Uhr. Auf 25 km fällt die Strecke von Zollhaus-Blumberg 702 m NN ständig bis Weizen auf 471 m NN. Nach dem Passieren des Ausfahrtsignal von Zollhaus-Blumberg führt die Strecke vorbei am Abstellgleis des Dieseltriebwagens VT 3 und einer 52er Dampflok. Nach wenigen hundert Metern tauchen wir in den 805 m langen Buchbergtunnel ein.
Nach Verlassen des Tunnels ein herrlicher Blick hinunter bis nach Fützen. Aber dazwischen liegen noch Eisenbahnwelten.
Die Strecke windet sich am Hang entlang über den Biesenbach-Viadukt mit 252,5 m in einer weiten Rechtskurve und erst nach Passieren des Epfenhofener Talübergangs mit 264 m gelangen wir erst einmal zum Bahnhof Epfenhofen (km 5).
Dieser liegt am Hang oberhalb des Dorfes. Im Bhf. Epfenhofen stehen auf dem Ausweichgleis zwei Vierachser und ein Rungenwagen beladen mit Bahnschwellen.
Am Hang entlang haben wir immer wieder einen Blick hinunter zum Bahnhof Fützen (km 13). Wenn wir aber nun hangaufwärts blicken, sehen wir oberhalb von uns den vorher überquerten Biesenbach-Viadukt, welches wir einige Minuten vorher befahren hatten.
Im Tunnel Achdorfer Weg (540 m) macht die Strecke nun wieder ein Kehrtwendung nach links.
Nach Verlassen des Tunnels kommen wir zum Haltepunkt "Wutachblick". Dort wird allerdings nur bei Bedarf und nur talwärts für Wandergruppen angehalten.
Auf halbem Weg zwischen Hp. Wutachblick und dem Bahnhof Fützen liegen oberhalb von uns am Hang der Bhf. Epfenhofen und noch darüber wiederum das Biesenbach-Viadukt.
Wir passieren das kleine Bw der Wutachtalbahn mit dem Kohlenkran und erreichen gleich anschließend bei km 13 den Bhf. Fützen (587 m NN).
Der Bahnhofsvorstand von Fützen steht höchstpersönlich als Museumsstück am Bahnsteig.
Nach kurzem Halt geht unsere Fahrt weiter immer mit gemächlicher Geschwindigkeit von etwa 20 km/h abwärts über den Talübergang bei Fützen mit einer Länge von 153 m.
Einige Kilometer weiter folgt dann der Stockhalde-Kreiskehrtunnel mit 1700 m Länge. Bei der Einfahrt in den Tunnel liegt auf der linken Seite etwa 15 Meter unterhalb von uns die Strecke auf welcher wir uns nach Verlassen des Tunnels befinden werden. Nur um diese 15 Meter Höhenunterschied erreichen zu können, wurde der 1700 m lange Kreiskehrentunnel gegraben. Anschließend folgt der kleine Stockhaldetunnel mit 85.5 m Länge. Bei km 18 liegt auf 539 m der Bhf. Grimmelshofen. Dort stehen auf dem Ausweichgleis alte Personenwagen und ein Anhänger für den Rottenkraftwagen.
Durch den anschließenden Grimmelshofener Tunnel mit 224 m gelangen wir in die Wutachschlucht. Über die Wutachbrücke mit 107,5 m und den angrenzenden Weiler Kehrtunnel mit 1205 m Länge kommen wir in einer Linkskurve auf die gegenüberliegende Hangseite der Wutachschlucht.
Bei km 22 liegt der Hp. Lausheim-Blumegg.
Nach weiteren 3 km erreichen wir den Endpunkt der "Sauschwänzlebahn", den Bhf. Weizen auf 471 m NN.
Nach kurzem Aufenthalt in Weizen, die 50 2988 hatte inzwischen umgesetzt, ging die Fahrt wieder hinauf nach Zollhaus-Blumberg. Schwer arbeitend zog die 50er ihren vollbesetzten 9-Wagen-Zug durch die Tunnels und über die Kehrschleifen. Bergwärts ist der Aufenthalt auf den Plattformen in den Tunnels nicht zu empfehlen und die Fenster hält man am Besten geschlossen.
In Zollhaus-Blumberg angekommen entdeckte ich, dass die 50 2988 die Aufschrift Bw Crailsheim trug. Ich musste ja auch schließlich noch in der Nacht nach Crailsheim. Für die 50 2988 waren die Zeiten im Bw Crailsheim allerdings schon lange Vergangenheit.
Mit den Triebwagen der HzL fuhr ich über Immendingen bis Tuttlingen.
Von Tuttlingen weiter mit der DB durchs obere Donautal nach Sigmaringen und dies bei einem wunderbaren Sonnenuntergang - die Felsen oberhalb der Donau leuchteten in herrlichem Pastell-Gelb der letzten Sonnenstrahlen, während im Tal bereits die Dämmerung sich bemerkbar machte. Leider war ein Fotografieren durch die kleinen Fenster des 611er nicht möglich. Von Sigmaringen ging die Fahrt über Tübingen nach Stuttgart und mit dem letzten Zug nach Crailsheim.
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